Das Pferd, von Natur aus ein Steppenbewohner

Wenn wir die Bedürfnisse unserer Pferde besser verstehen wollen, müssen wir Menschen – Raubtiere und Höhlenbewohner – die Welt mit den Augen unserer Pferde – Fluchttiere und Steppenbewohner – betrachten. Wir haben die Pferde in unsere Obhut genommen, also ist es unsere Pflicht, ihre Ur-Bedürfnisse zu erkennen, zu respektieren und zu versuchen diese zu erfüllen.  Das Pferd hat u.a. folgende Bedürfnisse:  

 

  • freie Sicht, um Gefahren frühzeitig zu erkennen und fliehen zu können
  • frische Luft und die freie Wahl, sich allen Witterungen auszusetzen oder sich schützend unterzustellen
  • als Herdentier lebenswichtige Sozialkontakte zu Artgenossen zu haben
  • immer in Bewegung sein zu können
  • dauernd Nahrung in kleinen Mengen aufnehmen zu können.
     

Unser Thema ist das Pferd als Dauerfresser

In freier Natur lassen Pferde auf Nahrungssuche oder auf dem Weg zur Wasserstelle in zügigem Tempo viele Kilometer am Tag hinter sich. Sie nehmen dabei stetig Futter auf. Das komplexe Verdauungssystem ist auf die unentwegte Aufnahme kleiner Futtermengen ausgelegt. Pferde haben im Verhältnis zur Körpergröße einen sehr kleinen Magen, dafür aber eine sehr lange Darmpassage. Im Magen wird ununterbrochen Säure zur Verdauung des Futters produziert - auch dann, wenn gar kein Futter zugeführt wird.  

Mit diesem Wissen wird auch schnell klar, was passieren kann, wenn Pferde zu große Portionen auf einmal bekommen oder zu lange Fresspausen einlegen müssen.  Die Folgen sind nicht selten Koliken und Magengeschwüre. Aber auch das Füttern von zu viel Heu, Stroh  und Gras kann Pferde krank machen. Besonders unsere Robustrassen sind von Natur aus sehr gute Futterverwerter. Kein Wunder, denn früher lebten sie in kargen Landschaften und mussten mit wenig Futter auskommen. Es war lebenswichtig, das wenige und gehaltlose Futter gut zu verwerten. Klar, dass diese Pferde heute schneller dick oder krank werden. 

In freier Natur haben Pferde keine Langeweile. Sie sind einen großen Teil des Tages und der Nacht mit der Futtersuche bzw. -aufnahme beschäftigt. Mit was sollen sich aber unsere Pferde beschäftigen? Viele stehen 23 Stunden am Tag in der Box – vielleicht sogar auf Späne ohne Stroh zum Knabbern. Zweimal, bestenfalls dreimal, bekommt das Pferd Heu und Krippenfutter, welches dann mit Heißhunger und viel zu schnell gefressen wird. Und auch für viele Offenstallpferde ist der lange Winter ohne Weidegang langweilig und öde. Die Folgen sind u.a. Koppen, Weben, Kopfschlagen, Holznagen oder (jedenfalls in den Augen der Menschen) einfach nur Blödsinn machen. Oder sie stehen den ganzen Tag an der Heuraufe und fressen viel zu schnell große Mengen Heu und werden dick und rund.  

Wir wissen, nicht jeder Pferdebesitzer hat die Möglichkeit sein Pferd in einer rundum artgerechten Haltung unterzubringen. Aber oft helfen auch kleine Veränderungen, den Tagesablauf eines Pferdes pferdgerechter zu gestalten. Wir möchten Ihnen mit unseren engmaschigen Heunetzen dabei helfen.